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Friesische Hummel, Musikinstrument

Seit mehr als 100 Jahren wird diese früher im Lande verbreitete Zitherart nicht mehr gespielt. Nur wenige Instrumente sind erhalten. Langer, schmaler, ausgehöhlter Resonanzkörper, der auf die Knie oder den Tisch gelegt wird. Eine Melodiesaite, die übrigen Saiten sind frei schwingend, gestimmt ( a.. ,a , e´, e´ ,e´´ oder cis´´) und ergeben eine volltönende, dem Rhythmus entsprechende kraftvolle Tanzmusik. Melodie und Klang ähneln denen des Dudelsacks aus den Schottischen Highlands. Seit etwa 1850 wurde das Instrument in Friesland nicht mehr gespielt. Der Maler Carl Gehrts (1853 – 1893) bildete es aber 1886 auf einem Gemälde („Die friesische Muse der Musik“) ab, das er zur Ausschmückung des Ateliers seines Freundes und Kollegen Hans Peter Feddersen malte. Bei dem abgebildeten Instrument handelt es sich zweifellos um das im Friesischen Museum befindliche aus der Sammlung des Pastors Friedrich August Feddersen.p1470357-friesische-hummel-musikinstrument

Holländische Fliesen, 17. u.18. Jh.

Fliesen sind nachträglich angebrachte Wandverkleidungen, hergestellt vornehmlich in und um Delft in Holland. Sie wurden durch in holländischen Diensten arbeitende friesische Seeleute, aber auch als Ballast bei der Rückkehr von Holz- Vieh- und Kornhändlern ins Land gebracht. Fliesen sind leicht sauber zu halten und gegen Feuchtigkeit unempfindlich. Die meisten sind blau, gelegentlich auch manganfarben bemalt. Auch mehrfarbige Fliesen kommen vor. Bevorzugt wurden bestimmte Motive, etwa die sogen. „Pottjes“, einfache landschaftliche Motive, Schiffe und Mühlen, biblische Geschichten, spielende Kinder u.ä. Die Vielzahl der in Nordfriesland anzutreffenden Fliesen zeigt die Enge der wirtschaftlichen Beziehung zu Holland, insbesondere vom 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts.

Feuerkieke (Fußöfchen) aus Messing

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Das blank geputzte Messingkästchen mit einem Henkel wurde kunstvoll durch Treibarbeiten verziert, weil die Frauen es mit in die Kirche zu nehmen pflegten. Wie die Bettpfanne wurde die Feuerkieke mit Torf- oder Holzkohlenglut gefüllt. Daran konnte man sich Hände und Füße wärmen zu Zeiten, als man mit der Heizung sparsam umging. Der Mantel ist aus einem Stück gebogen und mit Boden und Deckel durch Falzen verbunden. Eine Lötnaht hätte der Wärme nicht standgehalten. Durchbrüche waren ausgemeisselt und ausgefeilt. Wenn der Deckel nach langem Gebrauch durchgebrannt war, wurde einfach ein eckiger Flicken aufgenietet.

Fayence-Bischof (Fragment)

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Ein recht eigentümliches Fragment stellt der Deckel eines Fayence-Gefäßes (sogen. „Bischof“) dar, in Scharffeuermalerei in dunklem Kobaltblau verziert. Herkunft des Deckels ist unzweifelhaft die Schleswiger Fayence-Manufaktur, die zwischen 1755 und 1758 arbeitete. Drei vergleichbare Stücke besitzt das Schleswig-Holsteinische Landesmuseum in Schleswig.

Schränke, 16.-19.Jh.

Das Museum stellt Schränke von der Renaissance bis zum Biedermeier aus. Die frühesten Möbel sind wohl von einheimischen Tischlern gefertigt, etwa jene mit Kerbschnitt-, Faltwerk- und Flachschnitzereien verzierten Stücke, die, auf 1550 bis 1650 datiert, einer oder mehreren Werkstätten in Klockries oder Lindholm zugeordnet werden. Andere Schränke mögen aus Holland importiert worden sein. Der große Barockschrank (Ende des 17. Jh.) ist durch zwei Medaillons mit den Abbildungen musizierender Engel geschmückt. Nächste Seite: Renaissanceschrank.

 


Kleiner Schrank, Renaissance, 16. Jh.

geschnitzt mit religiösen Motiven, darin befindet sich u.a. das Kirchensiegel der Gemeinde Fahretoft. Vergleichbare Stücke aus dem Marienkoog und aus Risum im Städtischen Museum Flensburg lassen die Herkunft aus eine Schnitzwerkstatt im Bereich des Kornkooges vermuten.

Dörnsch (Wohnraum)

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In der Ecke zwischen den Türen zu Webkammer und Dörnsch steht vor der Wand von Fliesen der Beilegerofen (Bilegger) mit den Messingknöpfen und der Wärmehaube aus Messing (Stulp). Über den Türen hängen zwei holländische Fayencen. Nicht im Bild: der Alkoven, das Schrankbett des Ehepaares und ein Einbauschrank

Mitteldörnsch (Wohnraum)

bild16In der gekachelten Ecke mit dem Pfeifenbord steht der gedrechselte Stuhl des Bauern mit dem geknüpften Sitzkissen vor dem Klapptisch. Auf der Kommode stehen Lichthalter und Dochtschere aus Messing, darüber hängt das Tassenbord (Tresor). Alle Möbel stehen nach alter Sitte „an den Kanten“, sie dürfen nicht den Raum in der Mitte verstellen. Außerdem im Raum: der Bilegger, der Alkoven und die Wiege.

 

Doppelschüssel, 18. Jh.

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Derartige auch „Speckschüsseln“ genannte tiefe Teller mit einem Schüsselchen in der Mitte waren bis Ende des 18. Jh. im Lande gebräuchlich: Alle Mitglieder der Familie aßen von einem Teller. Der Napf in der Mitte diente der Aufnahme der Tunke (Stibbe) für das in der Schüssel servierte Gericht, Stücke gekochten Klippfisches, Klöße oder Teile von Geflügel. Als Stibbe diente ausgelassenes Speckfett, flüssige Butter oder Senfsoße. Derartige Schüsseln wurden u.a. in der Probstei, und in der Umgebung von Flensburg und Hadersleben gefertigt. Auch aus Tellingstedt sind Exemplare nachweisbar. Die Schale ist 1769 datiert.

Bronzegrapen und –pfannen, 16. – 18.Jh.

bild29Der erste um 1540 in Husum nachweisbare Glockengießer hieß Harmen Grapengeter, – sein Name weist auf seine Haupt- (oder Neben-)tätigkeit hin: die Herstellung von Grapen (also bronzenen Töpfen) und Pfannen aus dem gleichen Material.. Töpfe und Pfannen aus dieser Legierung (ca. 80 % Kupfer, 20 % Zinn) waren unverwüstlich und zum Kochen und Braten anderen Materialien weit überlegen. Die wertvollen Gerätschaften vererbten sich von Generation zu Generation. Der letzte Glockengießer (und Grapenhersteller) verließ Husum 1750. Die Geräte waren sehr teuer und der Absatz (übrigens auch von Glocken) wohl nur gering.

Brautkranz aus Haar, 18. Jh. 19. Jh.

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Der fein gearbeitete Brautkranz aus Haar befand sich nach der Überlieferung seit drei Generationen im Besitz des Spenders. Art der Aufbereitung und Aufbewahrung lassen aber für denkbar erscheinen, daß er einst Bestandteil einer „großen“ Brautausstattung war, wie sie im Lande, insbesondere von den Witwen der Pastoren, von der Mitte des 18. bis zum Ende des 19.Jh. gewerbsmässig an Bräute ausgeliehen wurde. Die Leihgebühr konnte bis zu acht Mark kosten, dem Wochenlohn eines Landarbeiters. Auch Taufkleider, oft aufwendig mit Spitzen usw. geschmückt, wurden gerne geliehen.